Erinnerung an die längst vergessene Ortschaft Erpeshusen
Im Altkreis Osterode gibt es viele Flächen, wo einst kleine Dorfstätten gestanden haben . Nicht selten wird angenommen, dass die
Wirren des 30jährigen Krieges (1618 bis 1648) deren Untergang verursacht haben. Da sich aber streitsüchtige Adels-geschlechter untereinander Schaden zufügen wollten,plünderten und zerstörten sie
kleine Ansiedlungen, sodass viele von denen viel früher zu einer Wüstung zerfallen waren.
So erging es auch dem kleinen Erpeshusen, was zwischen Wulften und Schwiegershausen gelegen hat – und zwar auf der Höhe der Abzweigung des Feldweges in das Hakental von der Landstraße 523. Dort hat jetzt Dieter Greunig vom Heimat- und Geschichtsverein Wulften ein Info-Schild errichtet, wofür er selbstredend das Einvernehmen mit dem Pächter hergestellt hatte, der das umliegende Grünland extensiv bewirtschaftet.
Da Ansiedlungen von Dörfern nur dort vollzogen werden konnten, wo gutes Wasser vorhanden war, bot sich dieses Gebiet dafür an. Denn auf der einen Seite floss der Bach im Hakental, und auf der anderen Seite sorgten der Obere beziehungsweise Große Grünnenteich ebenfalls dafür, dass ausreichende Mengen dieses nassen Elementes vorhanden waren. Die beiden Teiche sind mittlerweile zu Grünland geworden.
„Der Sage nach war es nach der Besetzung des alten Landes Thüringen ein freier Sachse namens Erpo, der sich dort als Erster ansiedelte“ weiß Greunig zu erzählen. Es gibt zwar keine Urkunden darüber, aber historischen Belegen ist zu entnehmen, dass diese kleine Ortschaft Erpeshusen nicht nur in der Sagenwelt, sondern auch in der Realität existiert hat und sogar von wirtschaftlichem Interesse war.
Denn auf der Info-Tafel ist zu lesen, dass dieser Flecken bereits 1260 von dem Grafen von Windhusen belehnt wurde. 1337 wechselte er in den Besitz von Herzog Wilhelm von Grubenhagen. Erst 140 Jahre später wurde Erpeshusen ausgeraubt und völlig zersört. Trotzdem erwarb 1487 das Kloster Wiebrechtshausen einen der Teiche.
Übrigens liegt die renaturierte Hackenbachniederung gleich nebenan. Eine Hinweistafel enthält auch hierdrüber interessante Infos. Ein kleiner Fußweg verbindet außerdem beide Info-Standorte. „Eine Wanderung zu den beschriebenen Zielen lohnt sich, gerade jetzt, wenn im Frühling dies Natur erwacht und neu erstrahlt“, so Greunig abschließend. pb
Kirchenrat Ottmar Palmer
Seelsorger in Wulftens dunkelsten Jahren
von Henning Eulert
Viele in Wulften erinnern sich noch an Pastor Dr. Borrée. Fast alle, die in seinem Konfirmandenunterricht waren, können noch die eine oder andere Anekdote erzählen. Ottmar Palmer dagegen ist weithin in Vergessenheit geraten, obwohl er in Wulften in den dunklen Stunden des 2. Weltkriegs von 1940 bis 1945 als Seelsorger tätig war, als Vakanzvertreter für den zur Wehrmacht eingezogenen Pastor Dr. Borrée. Wahrscheinlich kannten in Wulften damals nur wenige die berufliche Laufbahn Ottmar Palmers, der als engagierter Gegner des NS-Regimes als Superintendent von Blankenburg abgesetzt worden war und seine letzten Berufsjahre sozusagen im Exil in Berka und dann auch in Wulften verbrachte.
Ottmar Palmer wurde am 21.8.1873 als Sohn eines Pastors geboren, der seit 1880 im Dienst der Evangelischen Landeskirche des Herzogtums Braunschweig stand. Nach dem Abitur am Wilhelmgymnasium in Braunschweig und dem Studium in Greifswald und Halle wurde er im Jahr 1900 in der Hauptkirche „Beatae Mariae Virginis‟ (B.M.V. = Marienkirche) in Wolfenbüttel zum Amt der Kirche ordiniert. Nach einer kurzen Zeit als Hilfspfarrer trat Ottmar Palmer 1902 seine erste Pfarrstelle in Ahlshausen (damals Kreis Gandersheim) an. Die Einführung fand am 14. Dezember 1902 statt.
Ottmar Palmer schreibt in seinen Erinnerungen:
„In grimmiger Kälte langten wir in Ahlshausen an. Der Möbelwagen hatte den vereisten Weg über den Opperhäuser Berg nicht zurücklegen können, sodaß die Sachen in Kreiensen auf offene Schlitten umgeladen werden mußten. Während Marie für die erste Nacht die Gastfreundschaft des jungen Lehrerehepaares genoß, schlief ich gleich im Pfarrhause in dem durch Bahn- und Schlittentransport doch recht ausgekälteten Bett, übrigens ohne Schaden zu nehmen. Abends begrüßten uns die Schulkinder und auch der Gesangverein mit Fackelzug und Ständchen. Bei -18° C fand dann in ungeheizter Kirche die Einführung statt, und zwar durch den ehrwürdigen Generalsuper-intendenten Schröter aus Gandersheim, der trotz seines Alters (73 oder 74 Jahre) die Fahrt von G. nach A. im offenen Schlitten zurückgelegt hatte.‟ *
Im November 1915 erhielt Palmer die Berufung als Superintendent nach Blankenburg. Palmer schreibt dazu: „Natürlich bewies diese Absicht, mich auf eine der angenehmsten und wichtigsten Stellen des Landes zu versetzen, mir aufs neue das große Wohlwollen, das mir die Behörde zu meiner eigenen Beschämung entgegenbrachte.‟ Offensichtlich hatte sich Palmer einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet; denn das Ernennungsrecht für die Superintendentur in Blankenburg hatte Herzog Ernst August inne, der mit seiner Familie auf Schloss Blankenburg residierte. Das Braunschweiger Schloss diente nur Repräsentationszwecken.
Mit der 1. Pfarrstelle in Blankenburg waren die Superintendentur der „Inspektion Blankenburg‟, darüber hinaus noch der Titel eines Kirchenrats verbunden und mit Palmers Worten:
„Die Blankenburger 1. Pfarre galt als eine bevorzugte im Lande, und man beglückwünschte uns allgemein zu dieser Berufung nach dem schönen Blankenburg.‟
Die Umbrüche der Zeit reichten auch bis Blankenburg. Im November 1918 dankte auch Herzog Ernst August ab, konnte aber Schloss Blankenburg als Privateigentum behalten und weiterhin bewohnen.
Palmer wurde Mitglied des Kirchenparlaments, des „Landeskirchentags‟, und blieb in diesem Amt bis 1933. Den heraufziehenden Kirchenkampf ahnend, stellte er sich der innerkirchlichen Bewegung, die das Christentum im Sinne der NS-Ideologie umgestalten wollte, engagiert entgegen.
„Braucht das Deutsche Volk einen anderen Glauben? ‟ war der Titel eines Vortrages, mit dem Palmer seine Kirche gegen die NS-Ideologie zu wappnen versuchte. Er schreibt in seinen Erinnerungen:
„Die nationalsozialistische Bewegung hatte auch in Blankenburg, gefördert und getragen von z.T. recht zweifelhaften Elementen, zwar nicht die Mehrheit der Bevölkerung, aber doch eine nicht unerhebliche Anhängerschaft gewonnen. Sie setzte sich vorwiegend aus dem Mittelstand und der „kleinen“ Beamtenschaft zusammen, während die Oberschicht und die gesamte Arbeiterschaft beiseite stand, bald aber die Übermacht der Partei erfahren sollte. Auch hier gab es viel Gewaltakte, Lüge, Verhaftungen, Mißhandlung u.s.w.; alles das aber durfte natürlich in der Öffentlichkeit nicht besprochen werden.
Im April [1933] trat dann zum ersten Mal die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ in die Öffentlichkeit, in Blankenburg freudig aufgenommen und propagiert vom Amtsbruder Kellner. [...] Im Mai hielt Kellner einen für die Deutschen Christen (D.C.) werbenden Vortrag, dem ich ebenso öffentlich mit dem Thema „Wo steht die Kirche?“ entgegentreten mußte.
Palmer schloss sich den oppositionellen Kräften um die „Jungreformatorische Bewegung‟ Martin Niemöllers an, einem Sammelbecken von Pastoren, die die Kirche gegen die Übergriffe des NS-Regimes verteidigen wollten. Dem im Juli 1933 gewählten Landeskirchentag gehörten nur noch Mitglieder der „Deutschen Christen‟ an, da die Liste „Um Evangelium und Kirche‟, für die Palmer kandidierte, auf massiven Druck des Regimes am Vortag der Wahl zurückgezogen worden war. Die Kirchenleitung war nun vollständig in der Hand von Nazis und „Deutschen Christen“.
Am Vorabend von Palmers 60. Geburtstages, am 20. August 1933, erschien auf dem in Blankenburg tagenden Kreiskirchentag unangemeldet der von der neuen Kirchenleitung entsandte kommissarische Oberkirchenrat (später Landesbischof) Wilhelm Beye und verkündete in brauner SA-Uniform der völlig überrumpelten Versammlung, dass die bisherigen Superintendenten, darunter auch Palmer, abgesetzt seien und durch neue „Kreispfarrer‟ ersetzt würden. Im Oktober 1933 wurde Palmer auch als Pfarrer der Kirchengemeinde abgesetzt. Er wurde „beurlaubt‟ und im Januar 1934 zwangsweise pensioniert, was ihm die NS-Machthaber durch die Zeitung mitteilten.
Über mehrere Zwischenstationen kam Ottmar Palmer 1937 als Pastor nach Berka in die hannoversche Landeskirche. Sie war zwar auch kein Hort der Freiheit – dies war keine evangelische Landeskirche unter dem NS-Regime – aber unter dem Landesbischof August Marahrens doch wesentlich weniger von „Deutschen Christen‟ durchsetzt als die Braunschweiger. Ottmar Palmer war bei seinem Amtsantritt in Berka bereits 64 Jahre alt und hoffte, im ländlichen Raum unbehelligt von der Politik seinen Pfarrdienst versehen zu können.
Diese Hoffnung erfüllte sich weitgehend. Palmer schreibt:
„Die mannigfachen Vorzüge Berkas waren bei der Wahl unserer neuen Heimat durchaus mitbestimmend gewesen. Es konnte mit seinen im landschaftlichen Stil erbauten Häusern, Höfen und behäbigen Wirtschaftsgebäuden, noch wenig berührt von aller Verstädterung, den Anspruch erheben, ein „schönes Dorf “ zu sein. Landschaftlich, klimatisch und verkehrsmäßig war seine Lage günstig. […] Von dem größeren Katlenburg trennte es nur die Ruhme und die Eisenbahnlinie Northeim – Nordhausen; in 10 Minuten konnte man den Bahnhof Katlenburg erreichen.‟
Das 52 ar große Pfarrgrundstück ermöglichte der Pfarrfamilie auch in der Kriegszeit ein Auskommen:
„Mein Amt ließ mir Zeit, den Garten, abgesehen von den meisten „groben“ Arbeiten, selbst zu bewirtschaften. […] Unter den Verhältnissen der Kriegs- und Nachkriegsjahre ist uns dieser Garten eine ganz wesentliche materielle Hilfe gewesen, zumal in Verbindung mit der Tierzucht, die man ja nur bei solchem Garten betreiben konnte. Wir haben alles Gemüse, reichlich Kartoffeln, Mais, Mohn, Birnen zum Saft- und Muskochen, dazu genügend Heu auf den Wiesenflächen ernten können, wir hielten Hühner, zeitweise auch Gänse, Enten, Ziegen, Schafe und Kaninchen.‟
Berka war damals noch völlig evangelisch, zählte ca. 600 Gemeindeglieder „und nur eine halbkatholische Familie‟. Die Gemeinde war auch noch sehr kirchlich: „Ich hatte doch den starken Eindruck, daß sich hier noch mehr Sitte und Überlieferung erhalten hatte als in den Dörfern um Wolfenbüttel, Blankenburg oder Helmstedt herum.‟
Am 1. September 1939 brach der Krieg aus und Palmer musste etliche Vakanzvertretungen übernehmen, darunter seit 1940 für 4 ½ Jahre in Wulften für den zur Wehrmacht eingezogenen Pastor Dr. Borrée. Wulften gehörte damals ebenso wie Berka zum Kirchenkreis Osterode. Palmer schreibt über diese Zeit:
„Vor allem aber hatte ich während des Krieges ein halbes Jahr die volle Vertretung in Nienstedt und 4½ Jahre die von Wulften. Besonders die letztere Vertretung mit Unterricht, sämtlichen Amtshandlungen und Besuchen sowie allen Arbeiten in der „Verwaltung“ haben mich viel Zeit und viele schlechte Wege gekostet, letzteres, weil die Zugverbindungen oft ungünstig waren, so daß das Fahrrad und sehr oft auch die Füße ihren Dienst tun mußten. Auf einem dieser Fußmärsche (Feldweg 6–7 km, Landstraße 11– 12 km) habe ich mir 1942 bei verschneitem und gefrorenem holperigen Weg einen Leistenbruch geholt, der mir Jahre lang zu schaffen machte, bis er dann 1950 operativ geheilt wurde. So waren es, zumal bei den häufigen Gedächtnisfeiern für gefallene Soldaten, oft recht besetzte und anstrengende Sonntage, sie haben mich aber im Endergebnis beweglich erhalten.‟ (Palmer war 1945 schon 72 Jahre alt!)
Während dieser Zeit arbeitete Palmer auch noch im Braunschweiger Pfarrernotbund mit und half nach dem Kriegsende beim Neuaufbau der Kirchenleitung in Braunschweig. Angebote, in den Dienst der Landeskirche Braunschweig zurückzukehren, lehnte er jedoch ab. Am 13. Mai 1950 konnte Ottmar Palmer in Berka sein 50. Ordinationsjubiläum festlich begehen und trat zum 1. Oktober 1950 im Alter von 77 Jahren in den Ruhestand. Diesen verbrachte er mit seiner Ehefrau in Katlenburg und starb dort 91jährig am 30.9.1964. Sein Grabmal auf dem Katlenburger Friedhof ist bis heute erhalten.
Ottmar Palmer war Pastor, Superintendent, Kirchenrat, engagierter Kämpfer gegen die NS-Ideologie, aber vor allem Seelsorger in Wulftens dunkelsten Jahren von 1940 bis 1945. Man kann heute gar nicht mehr ermessen, was sich hinter dem dürren Satz „So waren es, zumal bei den häufigen Gedächtnisfeiern für gefallene Soldaten, oft recht besetzte und anstrengende Sonntage‟ an menschlichem Leid der Witwen und Halbwaisen, der um ihre Söhne und Väter trauernden Familien verbirgt. Man kann es nicht mehr ermessen, was Seelsorge unter einem menschenverachtenden Regime bedeutete, das den „Heldentod für Führer und Vaterland‟ propagierte.
Ottmar Palmer hat seiner Kirche und den ihm anvertrauten Gemeinden in dunkelster Zeit treu gedient. Er ist es wert, dass man sich seiner erinnert.
* Dieses und die weiteren Zitate sind den Lebenserinnerungen Ottmar Palmers entnommen, abgedruckt in Dietrich Kuessner: Ottmar Palmer, Erinnerung und Rechenschaft, Braunschweig 2005.
Oberbergamtsmarkscheider
Eduard August Borchers
Vor 200 Jahren wurde ein großer Sohn Wulftens geboren
Was ist ein Markscheider? Markscheiden – kommt von dem altdeutschen Wort Mark = Grenze und scheiden = trennen. Der Markscheider ist ein speziell im Bergbau tätiger Vermessungsingenieur. Er ist zuständig für die Erfassung, Auswertung und Bereitstellung bergbaubezogener Geoinformationen sowie deren rissliche oder kartografische Darstellung. Mit diesen Daten bearbeitet er Fragestellungen der verschiedensten Bereiche wie Lagerstättenmanagement, Bergbauplanung, Genehmigungsverfahren, Raumordnung, Regionalplanung, Abbaueinwirkungen im Gebirge und an der Tagesoberfläche sowie Bergschäden.
In den frühen Morgenstunden des 1. Weihnachtstages (25. Dezember) 1815 wurde Eduard August Borchers als Sohn des pensionierten Regimentsquartiermeisters Heinrich Borchers der „Englisch-Deutschen Legion“ in Wulften geboren. Heinrich Borchers wurde im Herbst 1815 mit einer „Großkothstelle“ in Wulften belehnt und zum Herrschaftlichen „Vogt“ der Ortschaft Wulften im Amte Catlenburg ernannt.
Vogt war ein Titel, den ein herrschaftlicher, meist adliger, vom Herrscher eingesetzter Beamte trug. Auch verdiente Offiziere wurden nach ihrer Pensionierung in der Ortsverwaltung eingesetzt. Der Vogt fungierte als Stellvertreter kirchlicher und weltlicher Würdenträger, hatte für die Ordnung im Dorfe zu sorgen, übte die Gerichtsbarkeit aus, sorgte für die richtige Abgabe der Steuern und Naturalabgaben an die weltlichen Herrscher.
Sein Geburtshaus stand mitten im Dorf an der Stelle des heutigen „Alten Rathauses“.
Borchers besuchte die Schule seines Heimatorts Wulften. Der Schulmeister Kantor Heinrich Gabriel Weise (1812-1833 Lehrer in Wulften) erkannte schon früh die besonderen Fähigkeiten des jungen Eduard August Borchers. Dieser besuchte auf Grund seiner Empfehlung von Ostern 1928 bis Michaeli 1932 das Gymnasium in Clausthal. Nach einem hervorragenden Schulabschluss, besonders in Mathematik, besuchte er von 1832 bis 1835 als Markscheiderelevenaspirant die Clausthaler Berg- und Forstschule. 1837 trat er als Markscheiderlehrling beim Berg- und Forstamt Clausthal ein. Da er auch diese Schulausbildung mit hervorragendem Ergebnis abschloss, bot ihm Bergrat Dr. Zimmermann, Vorsteher der Forst- und Bergschule an, ihn für die Ausbildung als Markscheider vorzubereiten.
Am 7. Januar 1837 wurde Eduard August Borchers als Markscheider-Lehrling angestellt, sein Wochenlohn betrug damals 1 Reichstaler. Seit dem Jahr 1838 war er, zuerst aushilfsweise, als Lehrer bei der Berg- und Forstschule für den Unterricht in der Markscheidekunst und der praktischen Geometrie angestellt. Im Jahr 1838 verstarb sein Vater, der herrschaftliche Vogt Heinrich Borchers, in Wulften. 1839 zog Eduard August mit seiner Mutter nach Clausthal. Noch viele Jahre musste seine Mutter gegen wohlhabende Wulftener Bürger klagen, die zu wenig Steuern an Vogt Borchers gezahlt hatten.
Am 31. Dezember 1841 wurde Eduard August Borchers zum „Vicemarkscheider mit Sitz und Stimme im Bergamte“ ernannt.
In Zusammenarbeit mit den Göttinger Professoren Wilhelm Weber und Carl Friedrich Gauß errichtete Borchers 1842 im Zehntgarten Clausthal ein magnetisches Observatorium und ein zweites 545 Meter unter Tage in der Schachtanlage Leonore. Von 1843 bis 1846 beschäftigte sich Borchers mit der „Anstellung correspondirender mag-netischer Beobachtungen auf und in bedeutender Tiefe der Erde“
Am 27. Dezember 1844 wurde er zum Markscheider ernannt. Seine Besoldung betrug 200 Reichstaler. 1846 veröf-fentlichte er beim Verlag der Schweigerschen Buchhandlung die Abhandlung über die „Anwendung eines kräftigen Magnets zur Ermittelung der Durchschlagsrichtung zweier Gegenörter“.
Bis 1848 war er mit markscheiderischen Arbeiten im Burgstädter Grubenrevier bei
Clausthal tätig und mit der Vorbereitung für die Durchführung und Errichtung des Ernst-August-Stollens bschäftigt.
Der Stollen sollte zur Entwässerung mehrerer Erzgruben im Bereich von Clausthal dienen, da der Abbau des Erzes in mehreren hundert Metern Tiefe stattfand und es keine leistungsfähigen Pumpen gab. Der Baubeginn des Stollens war am 21.Juli 1851. Von insgesamt 10 auf der Strecke nach Gittelde verteilten Orten wurde der Stollen, der eine Länge von insgesamt über 10 km hatte, in den Fels getrieben. Nach 12 Jahren und 11 Monaten erfolgte der letzte Durchschlag, so dass die geplante Bauzeit von 22 Jahren dank der guten Organisation und Planung durch E.A. Borchers um die Hälfte verringert werden konnte.
Für seine besonderen Verdienste um diesen Bau erhielt er von höchster Stelle (König Georg V.) eine außerordentliche Belobigung. „WIR erkennen an, daß dieser glänzende Erfolg der besonderen Geschicklichkeit sowie dem eifrigen wissenschaftlichen Bestreben des Herrn Markscheiders Borchers zu verdanken ist!“ Am 19. November 1860 erhielt er aus der Zehntkasse Clausthal 100 Thaler Belohnung. E.A. Borchers wurde außerdem am 22. Juli 1864 der Titel „Bergmeister“ verliehen.
In den Jahren von 1856 bis 1865 war Eduard August Borchers auch mit der Ausfertigung der General-Gangkarte des nord- westlichen Harzgebirges unter Zugrundelegung größtenteils eigener Vermessungen beschäftigt.
Diese General-Gangkarte gehört zu den wichtigsten Vermessungs- und Kartierungswerken Borchers für die Vorbereitung und Erschließung neuer Bergwerke.
Die erfolgreichen Arbeiten und seine Veröffentlichungen machten
E. A. Borchers immer bekannter. Am 25. Juli 1864 erhielt er die Ernennung zum Ehrenmitglied und Minister des „Deutschen Freien Hochstifts in Frankfurt am Main“.
Das "Freie Deutsche Hochstift für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung" wurde 1859 von einer Gruppe überwiegend Frankfurter Bürger gegründet und anschließend zu einer Forschungsstätte der Goethezeit und der Romantik ausgebaut.
Die politischen Ideale der gescheiterten Revolution von 1848 sollten hier eine ins Geistig-Kulturelle gewendete Heimstatt finden.
Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen wurde E. A. Borchers am 16. Dezember 1867 als Preußischer Bergbeamter vereidigt und am 9. März 1868 zum „Oberbergamts-Markscheider – unter Beibehaltung des Amtscharakters – Bergmeister.“ ernannt.
Am 10. Juni 1874 bekam er den Titel „Bergrath“.
Nach 46 Dienstjahren als Markscheider, im Alter von fast 67 Jahren, bat er nach einem Unfall Anfang August 1882 um die Versetzung in den Ruhestand. Am 23. März 1902 verstarb Eduard August Borchers in Goslar.
Elfriede Jork nach Recherchen von Dietrich Witte und im Internet
Gedicht von Marga
Hermanns,
geschrieben anlässlich des 20-jährigen Bestehens unserer Heimatstube
Einst eine Schlucht, breit und tief
In Richtung Himmelsberg verlief,
zugeschüttet und begrünet schön
ist heut nichts mehr von dem zu sehn,
was in den Nachkriegsjahren
alles dort hineingefahren.
Es wurd umgebaut und abgerissen,
dabei so vieles weggeschmissen.
Altes zählte da nicht mehr,
dafür musste Neues her.
So nicht nur Bauschutt,
auch manch alten Fund
birgt die einst tiefe Himmelsgrund.
Mit den Jahren hat man sich besonnen
Und wieder Gefallen an dem gewonnen,
was früher einmal lieb und wert,
einst geachtet und geehrt
und mit dem, was noch erhalten,
wusst man die Heimatstube zu gestalten.
Wiege, Spinnrad, Schaukelpferd,
Ofen, Bett und Küchenherd,
Kruke, Eimer, Steinpott, Pfanne,
auch die Emaille-Kaffeekanne,
Essgeschirr und Stumpenglas
sowie das alte Butterfass,
finden hier nun ihren Platz,
darunter auch manch kleiner Schatz.
Was sonst praktisch war und Mode,
bergen Truhe und Kommode.
Wäsche und Decken sind dabei
Mit wunderschöner Stickerei,
denn welche Frau mocht´ früher missen
ein prachtvolles Paradekissen.
Leinen, einstmals selbst gewebt
Hat lange Zeiten überlebt
Und der Rock aus Beiderwand
Hielt allem Wind und Wetter stand.
Das Bild der Kaiserfamilie an der Wand
Platz in der guten Stube fand.
So, als gehörten in dieses Haus,
schau´n die Schaufensterpuppen aus.
Die Frau trägt alte Tracht und Moppe,
der Mann die gute Sonntagsjoppe,
ein and´rer festlich mit Zylinder,
schön anzusehen auch die Kinder.
Auch ein Eisenbahner darf nicht fehlen.
Wer bei der Bahn war angestellt,
konnte nicht verhehlen,
dass es um ihn recht gut bestellt.
Waren noch Kuh und Land dabei, gab´s keine Not,
gesichert waren Arbeit und Brot.
Das, was brauchten Meister und Geselle,
fand im Obergeschoss seine Stelle.
Altes Gerät von Stall und Feld
Wurd´ ebenfalls hineingestellt.
Gern die Fotos wir betrachten
Von früh´rer Zeit, von alt und jung,
sie weiterhin erachten
als wertvolle Erinnerung.
Nun heißt es hüten und bewahren,
was ruht hier in Geborgenheit,
damit es noch nach Jahren
erzählet von der „Alten Zeit“
Fotos und ein Gedicht über die Oder auf Plattdeutsch von Arnold Hesse
und eine freie Übersetzung ins Hochdeutsche von Elfriede Jork
De Uurn
von Hessen Arnold
De Uurn flütt minn dur use Dörp,
be Hoachwoater man se wiet hen ruschen höert.
Süst flütt se sachte un liese
orre is bedecket von Iese.
up der oaln Dörpsiete stoaht Kerken, Schüttenhus un Geschäfte,
up der nejen giebet de Sportlichen ühre Beste.
Bruien gaff et freuer drei,
an Doge, wue de Ami kamm, gingen se in de Knei.
Uppebouet wur`d bloat nich de Kleine,
ower bruket werd hüte bloat noch eine.
Doa kein Zug mähr foahrt uwer de Bimmelbruien,
werd se af un tau nutzet von Luien.
Noa`n Kriege wurd dat Flußbedde groade schuum
un Pappeln plantet von unn bet uum.
Manchet Feuer Kies un Sand
sind vurbruket von Muierkershand.
Aok von Weejenruutn uter Uurn
is sau manche Kartuffelkorf wuurn.
Unn hott wurn doa Pilleken un Göase,
wat würn de Ganten manichmoal sau böase.
Schoape groasten doa in groaten Troppe,
met witten un schwarten Koppe.
Seien konne man Räh un Hoase,
wenn se seck nich vurkkrüepen in Groase.
Aok sach man viele Fische in`re Uurn schwemm`,
un manch einre konne seck, oak vur Hunger, ein e klemm`.
Hüte werd jede Grimpe in hoagen Bugen
anre Neesen uten Woatere tugen.
Seit de Müll werd regelmäßig af`efoahrn,
is dat Flußbedde blänker alle vur Joahrn.
Doch sau manchet Fickeln bringet noch noa aolrer Masche,
in de Uurn Schutt un Asche.
Aok viele kleine Tiere giwt et de seien,
un sau is et an schönsten in greun Maien.
Dorümme is`t an Ranne unre Büschen un Bäom
en Spaziergeng wunreschöan.
De Natur dat ösch noch viele anres wiesen,
dorümmewüllt we aok de`n Schöpfer priesen.
D
i
e
O
d
e
r
Mitten durch unser Dorf nichts den Fluss der Oder stört,
bei Hochwasser man sie rauschen hört.
Sonst fließt sie sacht und leise,
im Winter ist sie bedeckt vom Eise.
Auf der alten Dorfseite stehen Kirche, Schützenhaus und Geschäfte,
auf der neuen geben die Sportlichen das Beste.
Brücken gab es früher drei,
am Tag, als der „Ami“ kam, war es damit vorbei.
Die kleinste wurde nicht wieder aufgebaut,
und heute wird nur noch eine gebraucht.
Über die Bimmelbrücke fährt längst kein Zug mehr,
nur Fußgänger laufen hier noch hin und her.
Nach dem Krieg wurde das Flussbett gerade geschoben
und Pappeln gepflanzt von unten bis oben.
Manches Fuder Kies und Sand
wurde verbraucht von Maurerhand.
So mancher Kartoffelkorb entstand
aus den Weidenruten am Oderrand
Kinder mussten Gösseln und Gänse hüten,
der Ganter wurde böse, störte man beim Brüten.
Schafe grasten da in großen Herden,
ihre schwarzen und weißen Köpfe sahen es Morgen und Abend werden.
Sehen konnte man Reh und Hase
wenn sie sich nicht verkrochen im Grase.
Es schwammen in der Oder viele Fische,
stillten den Hunger an manchem Tische.
Heute wird jeder Gründling (Grimpe) in hohem Bogen
an der Nase aus dem Wasser gezogen.
Seit der Müll wird regelmäßig abgefahren,
ist das Flussbett sauberer als vor Jahren.
Doch so manches Ferkel bringt noch, nach alter Masche,
in die Oder Schutt und Schrott und Asche.
Viele Tiere und Blumen gibt es zu sehen,
am schönsten ist es im Mai, wenn laue Lüfte wehen.
Dann ist am Ufer unter Büschen und Bäumen
der schönste Platz zum Träumen.
Die Natur kann uns noch vieles Andere weisen,
darum wollen wir auch den Schöpfer preisen.
Übersetzung ins Hochdeutsche frei nach Arnold Hesse von Elfriede Jork
Wulften - mein Heimatort
Im Lisgau liegt ein Dörfchen klein,
Ward "Wolfenni" genannt -
Heute ist die Heimat mein
Als Wulften allbekannt!
889 erstellte man ein Pergament.
So hört nur liebe Leute!
Vor 1111 Jahren man erstmals Wulftens Namen nennt!
Ein wahrer Grund zum Feiern heute!
Ich stehe hier am "Fastweg" oben,
Schau hinüber zu dem Ort.
Über schmucken Häusern thront dort droben
St. Aegidien als Schutz und Hort.
1502 die Kirche ist errichtet,
1591 evangelisch erst allhie.
Wie´s alte Kirchenbuch berichtet:
Pastor Brinkmann taufte Arend´s Kind Marie.
Ich suche in den Auen, Hainen -
Lese manch alt Pergament,
Freu mich an alten Briefen, Steinen
Und lerne, was man "Heimat" nennt!
Ich schließ die Augen, wie im Traume,
Lausch hinüber zu den Bergen.
Dort am schönen Dutbergsaume
War die Heimat einst von Zwergen.
Wo zwei Riesen sich erschlugen dort,
Liegt unter Laub und Moos am Dutbergrand
Ein Denkmal an dem stillen Ort
Wird "Dutburg" nun genannt.
Weiter träum ich von Menschengewirr -
Tillys Horden steckten Wulften in Brand -
Pferdegetrappel und Säbelgeklirr -
Viel ist geschehen am Oderstrand!
Die Pappeln an der Oder rauschen.
In den Erlen raunt der Wind.
Alten Märchen mußt du lauschen,
Die nicht nur erfunden sind!
Wo Schienen dort im Tal verlaufen
Sieht man ´nen Zug vorüberzieh´n.
Hörst du noch Dampfloks lustig schnaufen?
Wie kann die Zeit so schnell entflieh´n? !
Von Dietrich Witte, gewidmet seinem Heimatdorf Wulften
und dem Heimat- und Geschichtsverein März 2000
Unser Heimatdorf Wulften
Der Generationen langes Band
in unserem Dorf die Heimat fand.
Die gleichen Höhen sie erblickten,
die gleichen Quellen sie erquickten.
Hier lebten sie von alters her
tausend Jahre und noch mehr.
Die Legende weiß zu sagen,
daß in alten frühen Tagen
den Wolf es gab in diesem Land,
der Name Wulften so entstand.
Erst um den Thieberg herum man baute,
in das weite Tal hinunter schaute,
an diesem, vom Nordwind geschützten Hang
schritt so mancher Ahn` entlang.
Die Oder, noch breit und ungehemmt
hat Busch und Wiesen überschwemmt.
Wenn sie jedoch wieder grün,
Schwein- und Gänsehirten sah man ziehn.
Die Menschen fleißig und bescheiden
nannten Reichtum nicht ihr eigen.
Es galt, die Tage gut zu nutzen,
dem Land die Nahrung abzutrutzen.
Mit der Hähne Krähen die Tage begannen,
dann füttern, melken, Wagen anspannen -
auf dem Felde schon alsbald,
schafften alle, Jung und Alt.
Allgegenwärtig war die Naturgewalt,
ob mild die Winter oder kalt,
ob Regen oder Sonnenschein,
davon hing`s ab tagaus tagein:
denn Feuer, Blitz und Hagelschlag
brachten manches Ungemach.
Luden die Glocken zum Gottesdienst ein,
kamen alle, groß und klein,
und auch den allerletzten Gang
begleitete der Glockenklang.
In den Wintern war`s Bestreben,
zu spinnen, werken und zu weben.
Damit der Herd nicht wurde kalt,
wurd` Holz gesammelt in dem Wald.
Am Spinnrad in den Winterstunden
machten Geschichten ihre Runden,
um zu geraten mit der Zeit,
in den Nebel der Vergessenheit.
Zwei Straßen führten hier durch`s Land,
sie kreuzten sich am Dutbergsrand.
Nicht nur friedliche Leute kamen vorbei,
nein, auch Pferdegetrappel mit Kriegsgeschrei.
Es wechselten König- und Herrscherhaus,
so mancher mußt in den Krieg hinaus.
Zu denen dann von Grubenhagen
wurde der Pachtzins hingetragen.
Bei der Bahn, gebaut durch Dorf und Land,
manch Wulft`ner Brot und Arbeit fand.
Das Dorf dehnte nach allen Seiten sich aus,
auch jenseits der Oder reihten sich Garten und Haus.
So mancher, vertrieben aus Ostpreußen, Pommern und Schlesierland,
nach dem Krieg hier seine Heimat fand.
Auch der gute Nachbar, da und dort,
der später kam in uns`ren Ort,
hat hier sein Haus und ist daheim;
denn niemand lebt hier lang allein.
Die moderne Zeit bestimmt den Tag,
Der Hahnenschrei macht nicht mehr wach,
nicht die Hand des Bauern wirft aus die Saat,
nicht Sichel und Sense schneiden die Mahd.
Und bis das Korn dann wurd`zu Brot,
wie viele Hände taten Not!
Und wie wenige sind es heute,
wo sich eh`mals mühten viele Leute.
Doch fleißig Schaffen und Bestreben
erfüllt auch weiterhin das Leben.
Die Welt ist nah und näher gerückt,
andere Orte haben entzückt.
Wenn wir jedoch auf dem Himmelsberg steh`n,
das Dorf dort unten liegen seh`n,
der Anblick ist uns lieb vertraut,
uns´re kleine Welt, auf die man schaut:
Rote Dächer sich zu Straßen säumen,
geschmückt mit dem Grün von Gärten und Bäumen,
darüber sich der Kirchturm erhebt
mit der Ruhestätte derer, die vor uns gelebt.
Dann der Pappeln dunkles Band
zieht sich an den Ufern der Oder entlang,
die sich von Ost nach West erstreckt,
die Fluten vom Schatten der Bäume bedeckt
Vor dieser dunkelgrünen wand
verläuft der Bahnlinie schmales Band,
entschwindet dann zwischen Wiesen und Feldern,
umrahmt von Katlenburg`s Höhen und Wäldern.
Über den Rotenberg, lang und markant,
schweift der Blick über`s Eichsfelder Land,
wendet er sich ostwärts über Täler und Höh`n,
des Harzes Berge sind zu sehe`n.
Dankbar und froh die Augen verweilen,
kein Wachturm und Grenzzaun das Land mehr zerteilen,
und so friedlich liegen Flur und Wälder
mit dem Dorf im Tal zwischen Wiesen und Feldern.
Wir erleben der Jahreszeiten wechselndes Grün,
des Rapses leuchtendes Blüh`n
in den Feldern wohl bestellt,
herrlich vom Sonnenschein erhellt,
die braunen Farben der Herbsteszeit
und des Winters weißes Kleid,
wenn der Frühling dann erwacht,
dessen zarte Blütenpracht.
Die Heimat ist`s, das liebe Land,
das Platz in uns`ren Herzen fand.
Mögen solche Bilder Generationen begleiten,
die leben hier in künft`gen Zeiten.
Drum solls dem Dorf, auf das wir seh`n,
für alle Zeiten wohlergeh`n !
Gewidmet dem Heimat- und Geschichtsverein Wulften e.V.
Juli 1992 Margarete Hermanns
Wie die Wulftener zu ihrem Spitznamen "Hunnehänger" kamen - die Geschichte finden Sie hier:http://www.wulftenonline.de/haengehund.html
Ein Tag im September
Das Land in weißen Dunst gehüllt
In diesen frühen Morgenstunden
Ist von Geschäftigkeit erfüllt,
es macht der Haspel seine Runden.
Fleißige Hände greifen zu,
Körbe füllen sich im Nu.
Die Kartoffeln, Gott sei Dank,
in diesem Jahr sind dick und blank.
Schon vom Sonnenlicht erhellt
Der Nebel sacht zur Erde fällt.
Bald kommt die Sonne ganz hervor,
vertreibt den letzten feuchten Flor.
Die Feldmark öffnet sich dem Blick.
Beim Kartoffelroden sieht man heute,
ob im „Alten Felde“ oder „Auf dem Knick“
auf den Äckern fleiß’ge Leute.
Kein Frühstück kann dann besser sein
Als das mit guter Wurst und kernig Brot,
sitzend da am Ackerrain,
wo Vogelbeeren leuchten rot.
Nach dem Haspeln wird geeggt,
Line, Emma und Luise lesen dann in einer Reih,
auch die Kinder sind dabei,
deren Hände klein und flink
eine große Hilfe sind.
Zum Spielen ist heut keine Zeit,
dafür gibt’s später noch Gelegenheit.
Die Arbeit wäre doppelt schwer,
ging nicht ein Erzählen hin und her
bei dem stundenlangen Bücken.
Dann kommt mit der Kruke in der Hand
Und der Kiepe auf dem Rücken
Die Tochter Emmi auf das Land
Mit Kaffee und mit Zwetschgenkuchen –
Einen bess‘ren Schmaus müßt man erst suchen.
Was sonst den Tag gereicht zu Ehren,
der Himmel wird‘s ihm heut gewähren.
Altweiberfäden seidig schimmern
In der Luft so mild und rein
Wie gesponnen Gold sie schimmern.
Der Tag kann wohl nicht schöner sein,
drüben zieht ein Schäfer mit der Herde,
es riecht nach Herbst und frischer Erde,
Rauch vom Kartoffelfeuer ‘rüberweht,
mit Müh und Fleiß der Nachmittag vergeht,
schon liegt überm Dutberg ein rosa Schein,
bald wird Feierabend sein.
Die Kühe müssen sich recht plagen,
um nach Haus zu ziehn den schweren Wagen.
Dann mit Hauruck und Huckepack
Werden in den Keller getragen Sack für Sack,
und man hört sagen: “ Muohn
möttet we fur Emma de Kartuffeln ruohn!
Margarete Hermanns
Die Franzosen kommen!
Habt Ihr es schon vernommen?
Die Franzosen sind gekommen!
Wie man es sagt, es klingt so froh
Doch es war nicht immer so.
Der Gedanke fällt gar schwer
Und scheint ew‘ge Zeiten her,
daß Kriege waren mit viel Leid
für immer sei’s Vergangenheit!
Und jetzt – welch herzliches Begrüßen,
ein gar in die Arme schließen!
Dank, daß Feindschaft überwunden
Und Freunde haben sich gefunden.
Von Margarete Hermanns anläßlich des Besuches einer
Abordnung der franzosischen Partnergemeinde Neung-sur-Beuvron
Das Wappen der Gemeinde Wulften und seine Bedeutung
Der Wolf ist das Wappentier der Gemeinde Wulften. Auf blauem Untergrund, der die durch den Ort fließende Oder dokumentiert, steht ein silberner Wolf mit roter Bewehrung. (Das sind Zähne, Rachen und Krallen von Raubtieren, die als Wappentier dienen . Das Wort Wulf steht Pate für den Ortsnamen Wulften. Wulf gleich Wolf stammt aus dem Althochdeutschen und versinnbildlicht Stärke, Ausdauer und Zähigkeit. Der erste Siedler war wahrscheinlich ein sächsischer Adliger namens Wulf. Er schützte sein Haus durch einen Flechtzaun, also einen „Tun“. Aus Wulf-Tun“ wurde im Laufe der Zeit dann Wulften.
Der Wolf im Wappen der Gemeinde hält mit den Vorderpranken einen goldenen Schild, auf dem ein roter Maueranker zu sehen ist. Dabei handelt es sich um das Wappen der Edelherren von Plesse. Der Stammsitz war die Burg Plesse bei Göttingen, von der heute noch Teile existieren. Die Edelherren von Plesse besaßen längere Zeit das Patronat über die Wulftener Kirche. Der Maueranker als Symbol deutet auf Festigkeit und Zusammenhalt hin.
Nach einem Artikel in der Ortschronik von Dieter Greunig